
Die letzte große Tour mit der Transalp
1. Tag, Lindau
Fast alles scheint i.O. zu sein – was macht das Navi? Ich bekomme keine
Satelliten und damit auch keine Route. OK, dann fahren wir halt nach
statischer Route. Zwischen Andechs und Weilheim dann zwei verdächtige
Piepser im Ohrhöhrer. Auf Navigation umgeschaltet und siehe da, jetzt
geht’s. Warum auch immer. Aber der Kopfhöhrer macht von Anfang an
Probleme. Nur ganz selten bekomme ich einen Hinweiston geschweige denn,
eine verständliche Ansage. Das Navi hat das bluetooth-headset sauber
erkannt. Ich vermute, es liegt an der Verkabelung zum Headset. Das muss
ich zuhause testen.
Das Wetter auf dieser Etappe war tourenfreundlich, also bewölkt, ohne Regen.
2. Tag, Vierwaldstätter See
Schöne aber kurze Etappe nach Greppen am Vierwaldstetter See. Das Navi
hat mir eine schöne Strecke ausgesucht. Nach Bregenz habe ich die
„kurvenreiche Option“ gewählt und gut war’s. Wetter durchwachsen, wie
gehabt.
3. Tag, Thonon les Bains
Micha hat mir am Vorabend eine tolle Tour ins Navi diktiert. Vor Aigle
gab’s aber wegen eines Unfalls eine Umleitung. Die Polizei hat mich über
Les Diablerets über den Col de la Croix
geleitet. Das war also schon mal ein ungeplanter Pass, so zum
aufwärmen. Da ich durch die Umleitung schon auf der „Grandes Alpes“
herausgekommen bin, hätte es sich angeboten, gleich in Richtung nächstes
Tagesziel zu fahren. Hab ich aber nicht geschaltet, weil ich ja darauf
programmiert war, ab Thonon zu fahren. Wetter von Sonnenschein bis
Regenspritzer alles drin.
ibis budget Thonon Les Bains
4. Tag, Bourg Saint Maurice
Die Wetterapp hatte recht. Bis 07:00 Regen, dann bewölkt. So war es auf
der ganzen Etappe, manchmal sogar Sonnenschein. Aber auf den Pässen ist
es doch recht kühl. Ach ja, heute ist es ja losgegangen mit der „Le
Grandes Alpes“. Am Nachmittag dann auch einen Vorgemschmack, wie es noch
werden wird – Kehren ohne Ende!
Hier trainieren Profiteams vielleicht schon für die Tour de France.
Viele Manschaftstwägen mit Equipment und Trainer mit Funkgeräten an der
Strecke. Dann eben auch viele Fahrer mit gleichem Outfit.
Hôtel Angival à Bourg Saint Maurice
5.Tag Guillestre
Heute waren die Großen dran: der Iserand (2770m), der Galibier (2645m) und der Izoard (2360).
9 von 15 sind geschafft. Auf allen Pässen hat es heftig gezogen, ein
eiskalter Wind. Auf dem Galibier habe ich umgeschmissen. Wohl auch
durch den Sturm bedingt, habe ich den Halt unter dem Standbein verloren
und schon lagen wir beide. Aber es haben gleich ein paar Biker geholfen,
die Transe wieder aufzurichten. Is ja nix passiert.
Bei der Abfahrt dann beim Eingang einer Kehre dann ein Murmeltier am
Straßenrand, aber keine Möglichkeit, für ein Foto stehen zu bleiben.
Abends dann Spezialität der Region: Kutteln im Saumagen – hat gut
geschmeckt. Ich musste dem Kellner aber dreimal versichern, dass ich das
wirklich essen mag.
Hôtel le Catinat Fleuri, Guillestre
6.Tag Sospel
Noch in Guillestre geht es hinauf zum Col de Vars – gerade recht zum Einfahren. Aber dann kommt die Hohe Schule – die Auffahrt zum Col de Cayolle. Eine ganz enge Schlucht, gerade mal Platz für zwei Motorräder, die sich begegnen. Für ein Auto und ein Motorrad wird’s stellenweise schon eng.
Ab jetzt merkt man die Nähe zum Mittelmeer. Die Ginsterblüte ist hier in vollem Gange. Auch Tamarisken blühen. Die Luft riecht anders.
Heute ist Sonntag, da ist alles unterwegs – viele Motorradfahrer, Autoausflügler zu den Pässen und Naturparks und natürlich auch viele Radfahrer. Wegen eines Radrennens musste ich in Guillome die Route verlassen. Ich bin auf die D28 Richtung Nizza ausgewichen. Also, wenn die Route de Grandes Alpes die Königin ist, wie manche schreiben, dann hat sie wünderhübsche Töchter. Da gehört die D28 in jedem Fall dazu. Wieder ein ganz enger Canyon aus roten Felsen – sicher 200m hoch. Zum Abschluss habe ich wieder beim Col de Turini eigefädelt, es war mein letzter Pass auf der Grandes Alpes. Zuvor war aber noch das Tal des Vesubie, wieder ein toller Canyon, zu befahren. Manchmal sind die Kehren ausgeschildert, manchmal auch nicht. Und das kann verhängnisvoll sein. Da bist im Schwingen und es macht fürchterlich Spaß, die Transe rechts und links in die engen Kurven zu drücken. Und dann, uuups, da wird aus der Rechtskurve eine Kehre. Jetzt aber runter mit der Maschine, bis der Fußraster kratzt, 2 Gänge zurück und die Situation ist gemeistert.
Mittags mit einem kleinen Streuner mein Mittagessen geteilt. Anfangs war er sehr scheu, wie ich mich dann aber wieder angezogen habe und die Maschine angelassen habe, saß er da und hat ziemlich traurig geschaut.
Nochwas tierisches: mitten in den Kehren und Kurven krabbelt plötzlich etwas auf dem Kopf herum, also zwischen dem Innenleben des Helms und dem Kopf. Was ist das? Kann das stechen? Keine Möglichkeit zum Stehenbleiben. Das irritiert ganz gewaltig. Sobald es geht rechts ran und Helm runter, es war ein kleiner Käfer, den ich entweder beim Aufsetzen beim letzen Halt mitgenommen habe, oder er ist mir durch den Lüftungseinlaß hineingeflogen.
Oben auf dem Turini zieht es zu und sieht nach Gewitter aus. Also beschließe ich, nach Sospel und nicht nach Menton dem eigentlichen Ende der Grandes Alpes zu fahren. Von hier aus erwarte ich mich auch einen besseren Anschluss an die ligurische Tour morgen. Mal schaun, was das Navi dazu sagt.
Hotel des Etrangers, Sospel
7.tag Savona
Jetzt bin ich wieder in Bella Italia und gleich ist die Verständigung
besser. Nicht, dass man sich nicht bemüht hätte, mich zu verstehen, man
ist dann einfach auf Englisch ausgewichen. Aber in Italien verstehe ich
halt ein bisschen mehr.
So, das Navi hat ja versucht, sich in den Ligurischen Bergen zurecht zu
finden. Aber wenn man eine Dreiviertelstunde in ein Tal hinein fährt um
dann an einer Straßensperre zu stehen kommt, die ein Weiterkommen
verhindert, kann das Navi nichts dafür. Auf der Ausweichroute wurde die
Straße dann so eng, dass ich lieber wieder umgedreht habe, so lange es
noch einfach war. Ich bin jetzt drei Stunden nur Zickzack ins
Landesinnere und wieder raus gefahren und habe kaum Kilometer nach
Norden gut gemacht. Außerdem brauche ich bald eine Tankstelle. Und so
habe ich beschlossen, nach San Remo auszuweichen. Dort habe ich mich
dann beim Mittagessen von den Bergtouren verabschiedet und bin entlang
der Küstenstraße nach Savona.
Morgen soll’s ja wettermäßig nicht so berauschend sein, 50% Regenwahrscheinlichkeit. Mal schaun, wie weit ich komme.
Motel Miro, Savona
8.Tag Loni/Crema
Zwei Zielorte stehen für die Herbergssuche, aber davon später.
Los gings über Albisola nach Sassello und dann über eine der schönsten Strecken dieser Tour. Über Ponzone nach Acqui Terme. Immer auf dem Höhenrücken mit weitem Blick nach links und rechts. Guter Asphalt und viele, viele Kurven hintereinader zum Schwingen, ein Traum. Zum Abschluss der Bergetappen dann noch ein Abstecher von Rivanazzano durch das Stalloratal und über den Passo del Penice nach Castell San Giovanni. Jetzt sind wir im Po-Tal. Für das Tagesziel ist Crema geplant. Aber dort gibt es kein Hotel und mit B&B habe ich Probleme. Entweder ist belegt, geschossen oder nicht auffindbar. Also zurück nach Lodi ins Silk Motel. Erst dachte ich, das sein ein klassisches Motel mit Parkmöglichkeit vor dem Appartement – aber das hat sich dann als Erotik-Erlebnismotel herausgestellt. Drum konnte man die Boxen vor den Appartements auch mit Jalousien vor fremden Blicken schützen. Also die Ausstattung der Appartements mit erotischen Spielsachen war mir dann als Alleinreisenden doch zu heftig und so bin ich weiter. Jetzt bin ich in einem 4-Sterne-Hotel, das seine besten Tage bereits gesehen hat. Hotel Lodi in Lodi
Das Wetter hat übrigens gehalten und wechselte von bewölkt bis sonnig-heiß. Morgen fahre ich dann eine Kurzetappe zum Caldonazzosee in mein bekanntes Hotel und freue mich schon auf’s Bad im See.
9.Tag Caldonazzo
Natürlich war diese Etappe nicht mehr so einsam, wie die
vorhergehenden. Jetzt bin ich mitten im Verkehr. Ich habe im Navi das
Ziel und die Ökonomische Route eingegeben. Auch heuer mache ich die
Feststellung, dass ein durchgezogener Strich nicht zwangsweise ein
Überholverbot darstellt. Man kann sich ja zwischen Strich und Laster
durchquetschen, oder aber auch den Strich einfach ignorieren. Das selbe
gilt für Geschwindigkeitsbegrenzungen. Sie werden offensichtlich nur da
eingehalten, wo stationäre Radargeräte installiert sind. Ich hoffe, das
hat kein Nachspiel in einigen Monaten.
Das Wetter ist strahlender Sonnenschein, was aber auch zur Folge hat,
dass man im Verkehr und an den Ampeln in der Kombi zu dampfen beginnt.
14:00 Caldonazzosee – Badevergnügen, der See ist angenehm frisch. Danach
ein Weizen auf der Terrasse des Hotels – der Herrgott meint’s gut mit
mir.
Nach dem Abendessen noch ein Monstereisbecher auf der Hotelterrasse.
Hotel Garni Bellavista, Caldonazzo
10.Tag Bichl
Zur Belohnung gebe ich mir heute noch den Rosengarten, dann mittags vor
Matrei der Einkehrschwung beim Kiosk und dann über die alte
Brennerstraße, Achensee, Lenggries nach Bichl. Die alte Brennerstraße
wird aufgehübscht, z.T. neuer Belag und neue Brückenbauwerke, teilweise
auch verbreitert.
Auch der Nigerpass hat auf der Nordrampe einen neuen Fahrbahnbelag.