
5 Tage Kurvenspaß im Trentino
Vorwort:
Nachdem ich den Urlaub zweimal verschoben hatte, im Trentino hatte sich ein Tiefdruckgebiet hartnäckig festgesetzt, ging’s nun am 28.Juni los, in Richtung Süden. Ich bekam in der Woche das andere Wetterextrem ab. Die Täler des Trentinos entwickelten sich zu Glutöfen mit fast 40 Grad und gleissender Sonne. Es war so heiß, das selbst ich als eingefleischter „Vollmontur“-Fahrer den ein oder anderen Reißverschluss aufgemacht habe. Manchmal habe ich bei Ortsdurchfahrten sogar das Kinnteil des Klapphelms aufgemacht.
1.Tag, Montag 28.06.2010, Anreise von München nach Toblach
Die Strecke zwischen Kufstein und Kitzbühel ist nicht schön; viel Verkehr und fade Landschaft. Das änderte sich nach der Durchfahrt durch den Felbertauerntunnel und dem Abbiegen in’s Defreggertal. Kein Verkehr bis hinauf zum Stallersattel. Die Ampel schaltete geade auf rot – es ist Mittag, also Kaiserschmarrnpause. Die Abfahrt vom Sattel ist einfach toll. Auf der Bundesstraße nach Toblach natürlich wieder viel Schwerlastverkehr.
2.Tag, Dienstag 29.06.2010, durch die Dolomiten zum Caldonazzo
Pässe:
Giau
Duran
Cereda
Gobbera
Brocon
3.Tag, Mittwoch 30.06.2010, Kaiserjägersteig-Bassano del Grappa-San Boldo Pass
Ein kleines Jubiläum: Die Transalp rundet ihre 60.000km – herzlichen Glückwunsch.
Die vom ADAC empfohlene Südroute Bassano/Valdobbiadene ist nur empfehlenswert, wenn man unbedingt den Pso.di San Boldo fahren will. Passo di San Boldo? War das wirklich alles, was mich vor zwei Jahren so erschreckt hat? Die 16 Kehren von denen 6 in Tunnel sind, waren heute kein Problem mehr. Dafür hätte mich fast eine Kehre auf dem Kaiserjägersteig in Bedrängnis gebracht. Ich hatte mich verbremst und da war die Kehre plötzlich zu eng und zu steil. Ist aber nochmal alles gut gegangen. Die Strecke ist anspruchsvoll aber unbedingt fahrenswert und bietet grandiose Ausblicke auf den Caldonazzosee.
Im weiteren Verlauf die Strecke runter nach Bassano del Grappa wieder sehr eindrucksvoll. Vor allem am Orstende von Tortima, wo die Alpen fast 700m steil ins Tal hinunter abfallen.
Super auch die Rückfahrt über Enego nach Asiago und weiter durch das Val d’Assa über den Pso.Vezzena. Es ist eine Erholung nach der Hitze durch das kühle Tal zu fahren. Zum Schluss dann noch eine kleine Waldstraße von der SP349 bei Frisanchi hinunter nach Caldonazzo.
4.Tag, Donnerstag 01.07.2010, Rollepass-San Pellegrino-Manghenpass
17:15 Uhr, während ich mir diese Notitzen mache, geht gerade ein Wolkenbruch nieder. Kurz vorher hat mich in Levico, also kurz vor dem Ziel, auch noch ein heftiger Schauer erwischt.
Heute muss ich mich wohl beim Navi entschuldigen. Es war ja die Nordroute über den Rollepass angesagt und ich wollte eigentlich den Pso.Brocon, den ich schon bei der Anfahrt überquert hatte, heute noch einmal über die Südrampe befahren. Aber an der entsprechenden Kreuzung, wo es zum Pass gegangen wäre meinte das Navi, dass es eine viel schönere Route durch eindrucksvolle Täler wüsste. Es war die Strecke Castello Tesino-Roa-Lamon zur SP50, die dann zum Rollepass führt. Wahrscheinlich wollte „sie“ die Missverständnisse der letzten Tage wieder gut machen. Am Lago di Schenner habe ich dann eine ausgiebige Pause gemacht um mich an Hand der Karte zu orientieren, denn ich wusste überhaupt micht mehr, wo ich mich befand.
Die Strecke auf den Rollepass und weiter über den Vallespass zum Pso.di Pellegrino gehört zu den schönsten, die ich bisher gefahren bin. Jetzt noch den Manghenpass und dann zum Hotel zurück. Die Auffahrt zum Pass ist, wie der Kaiserjäger, sehr anspruchsvoll und ich bedanke mich bei dem unbekannten Biker, der mir auf der Nordrampe in einer Rechtskehre bergauf, einfach den Platz gelassen hat, den ich nun mal brauchte. Eine Stunde vorher habe ich mich noch über einen geärgert, der mich in einer flotten Rechtskurve fast an die Wand gerückt hätte. Kann ja mal passieren, aber dabei noch zu grüßen ist schon allerhand. Wie in div. Foren beschrieben, ist im oberen Teil des Passes unbedingt mit Kühen zu rechnen.
So, jetzt hat sich das Gewitter wieder in die Berge verzogen und hier kommt zur Hitze noch die hohe Luftfeuchtigkeit; der Regen hat keine Abkühlung gebracht.
5.Tag, Freitag 02.07.2010, Südroute über Rovereto und Monte Baldo
Heute war die Härte. Die Gluthitze in den Tälern und den damit verbundenen Kreislaufproblemen ließen mich die Tour nach 1/3 abbrechen. Kurz hinter Valdagno, als mich das Navi bei Altissimo in einen Bauernhof dirigiert hatte (oder ich hab’s nur mal wieder falsch verstanden), habe ich beschlossen, zurück zu fahren.
Zuvor hat „sie“ mir noch eine schöne Route von Rovereto auf der SP50 über die Trambileno und Boccaldo zur SS46 gezeigt. Auf der Rückfaht habe ich mir, um der Hitze zu entfliehen, noch den Pso.di Campogrosso gegönnt. Auch wenn man wieder alles zurück fahren muss, weil alle anderen Routen vom Pass hinunter gesperrt sind. Die Strecke Recoaro-Valli nach Rovereto ist jedenfalls landschaftlich sehr schön, auch wenn man, verkehrsbedingt, nicht alleine ist. Und ausserdem lagen da noch zwei Pässe auf dem Weg, der Pso.Xon und der Pso.Pian delle Fugazze.
Der verpasste Monte Baldo ist dann eben ein ander Mal dran. Summa summarum waren es dann trotzdem 250km.
6.Tag, Samstag 03.07.2010, Rückfahrt über Nigersattel-Brenner-Achenpass
Kurz nach der Abfahrt führte mich der Weg in das Fersental, einem Tal mit einer cimbrischen, dem bairischen sehr ähnlichen Sprachinsel.
Danach weiter nach Cavalese und hinauf über den Pso.Lavazé am Karer-See vorbei zum Nigerpass. Die Route führt am gewaltigen Rosengarten-Massiv vorbei. Auf der Abfahrt über die Nordrampe wird der Fahrbahnbelag gerade erneuert. Z.T. ist die komplette Straße bis zum Unterbau weg und man fährt wie zu alten Zeiten über den natürlichen Untergrund. Teilweise ist der Asphalt weg gefräßt und man schwimmt in Längsrillen, dann gibt’s wieder ein Stück neuen Asphalt und zum Schluss die alte, mit Schlaglöchern übersäte Fahrbahn.
Dann ging’s über Kastelruth runter in die Hitze des Eisack-Tales bei Brixen und von da auf der Bundesstraße bis Matrei (Einkehr beim bekannten Kiosk), dann über Ellbögen der alten Brennerstrasse folgend in’s Inntal und schließlich über den Achenpass und Tegernsee nach Hause.
Betrachtungen zum Navi
Dem MEDION-Teil wird es am Nachmittag im Tankrucksack einfach zu heiss und es schaltet ab.
Am ersten Tag hatte ich es unter der Folie des TRs und bei Mittersill ist mir schon aufgefallen, dass am Bildschirm nichts mehr angezeigt wurde, aber die Sprachansage noch funktionierte. Vor dem Felbertauerntunnel war’s dann ganz vorbei und ich befürchtete, dass ich es geschrottet habe. Im Hotel in Toblach habe ich es dann noch einmal probiert und siehe da, es ging wieder. Am nächsten Tag habe ich es dann in den Tankrucksack gelegt, aber auch da wurde es ihm zu heiss. Am längsten hat es ausgehalten, wenn ich es im Netz unter dem TR-Deckel deponiert habe und zwar mit der Matallseite nach innen. Für diese Anwendung ist es halt einfach nicht gedacht.
Aber auch mit dem Navi kann man sich genau so gut verfahren als ohne. Selbst bei penibler manueller Eingabe von Wegepunkten hat „Madame“ manchmal ihre eigene Vorstellung von der Route. Loben muss man „ihr“ einwandfreies Italienisch bei den oft sehr langen Straßennahmen wie „Via Padre Basillio Martinella“. Unentbehrlich ist es, bei Durchfahrten grösserer Ortschaften. Wobei man hellhörig werden muss, wenn „sie“ mit „in 300m abbiegen auf Via communale….!“ anfängt. Da will „sie“ Dir partout die kleinsten Strassen und Plätze einer Ortschaft zeigen, was manchmal auch ganz reizvoll war – aber oft nervig. Hoffnungslos überfordert war „sie“ bei Strecken mit vielen Kehren hintereinander wie z.B. auf dem Kaiserjägersteig.
Hier einige Stilblüten:
Inmitten der Tornanti plötzlich die Anweisung: „wenn möglich, bitte wenden!“ um sich gleich darauf zu korrigieren: „folgen Sie dem Strassenverlauf n Kilometer“. Oder: „in 300m auf die xxx abbiegen!“ obwohl da eine Kehre war, von der aus im Scheitel ein Privatstrasse oder ein Feldweg abgezweigt ist. Auslegungssache sind auch „ihre“ Anweisungen in den hierzulande üblichen Kreisverkehren, die als solche auch nicht ersichtlich sind. Es sind große Plätze oder Kreuzungen, die zu einem oder mehreren Kreisverkehren per Schild definiet wurden. Man muss sich „nur“ an den Straßenmarkierungen orientieren und dabei die Wegweiser beachten. Das Navi würde einen mehrmals über den Platz schicken, weil es mit der Routenberechnung nicht nachkommt. Da ist Intuiton angesagt.
Die Krönung war, als sie mich vor dem Tunnel bei Arsié anwies: „im Tunnel rechts abbiegen!“. Wollte „sie“ mich aus Rache wegen Missachtung ihrer Routenempfehlungen gegen die Wand fahren? In Wahrheit war die Abzweigung unmittelbar nach dem Tunnel. Zu guter letzt wollte „sie“ mich noch unbedingt auf der Zufahrtstrasse zum Hotel gegen die Einbahnstraße weisen.
Im Großen und Ganzen war die Kombination Navi im Tankrucksack und Sprachansage via Kabel zum Helmkopfhörer ein guter Kompromiss. Aber man wusste nachmittags nie, ist „sie“ noch bei mir oder oder hat „sie“ sie schon wieder den Hitzekollaps erlitten. Ich habe mich dann oft dahingehend beholfen, dass ich schneller als erlaubt gefahren bin. Wenn dann „ihre“ Ansage: „bitten beachen Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung!“ ausblieb wusste ich, dass ich ab jetzt wieder nach Karte zu fahren hatte
Hotelempfehlung
Nachdem ich mir die Adresse vom Anderl in Innichen nicht mitgenommen hatte und ihn spontan auch nicht entdeckt hatte nahm ich Quartier im „Toblacher Hof“ am Ortausgang von Toblach Richtung Innichen. Es hatte drei Sterne und der Preis ÜF lag mit 40€ im Rahmen. „Biker welcome“ stand auf dem Schild und ich hätte die Transalp auch über Nacht in die Garage stellen können. Das Einbettzimmer war sehr klein und das Bett wohl eher eine Schlafcouch. Sehr zu empfehlen, zum Abendessen die gegrillte Forelle frisch vom eigenen Hausweiher hinter dem Haus.
Die restlichen Nächte verbrachte ich am Ausgangsort meiner Tagestouren in Calceranica al Lago am Lago di Caldonazzo. Das Hotel Garni Bellavista kannte ich bereits von meiner Assisi-Tour vor zwei Jahren. Ich hatte zwar gezeltet, aber dort gefrühstückt. Auch dieses Haus bikerfreundlich mit Einstellmöglichkeit des Motorrads in der Garage. Der Preis ÜF mit 38€ etwas günstiger als in Toblach aber mit deutlich besserer Ausstattung.
Nochdazu den Gemeindestrand des Sees vor der Haustüre, was zum alltäglichen Bad nach der Hitze der Tour eingeladen hat. Gleich gegenüber dem Hotel ein Restaurant mit zivilen Preisen und guten Portionen (nur das Schnitzel mit den Pommes sollte man meiden). Man kommt gut mit Deutsch zurecht, wenn einen mal die Italienischkenntnisse im Stich lassen.
Tankstellen (auch mit Personal), Bancomaten und Märkte sind genügend in den drei Orten Calceranica, Caldonazzo und Levico Terme, wenn auch zu Fuß nicht unbedingt in unmittelbarer Nähe zum Hotel.